Bedeutung und Entwicklung von Rechenzentren am Standort Berlin

Einleitung:

In der heutigen digitalisierten Welt sind Rechenzentren das Rückgrat der Informationsverarbeitung und -speicherung. Sie sind entscheidend für die Unterstützung von Innovationen, die Förderung des Wirtschaftswachstums und die Stärkung der digitalen Infrastruktur einer Region. Berlin, als pulsierende Metropole und Zentrum für Technologie und Innovation in Deutschland, steht vor der Herausforderung, die Entwicklung und Ansiedlung von Rechenzentren zu fördern und zu steuern. Dieses Positionspapier beleuchtet die Bedeutung und Entwicklung von Rechenzentren am Standort Berlin und hebt ihre Rolle in der wirtschaftlichen, technologischen und energetischen Landschaft der Stadt hervor.

Bedeutung von Rechenzentren:

  • Rechenzentren sind für die digitale Wirtschaft unverzichtbar. Sie sind die physischen Orte, an denen die digitale Informationsverarbeitung stattfindet. Sie hosten die Server, die für die Speicherung, Verarbeitung und Bereitstellung von Daten und Anwendungen verantwortlich sind. Rechenzentren sind für eine Vielzahl von Anwendungen und Dienste erforderlich, darunter: Cloud-Computing, Internet, Online-Gaming, Big Data, Künstliche Intelligenz und Internet der Dinge.
  • Die Ansiedlung von Rechenzentren und die Bestandsentwicklung an vorhandenen Standorten sind entscheidend für die Förderung von Wirtschaftswachstum und Innovation in Berlin. Sie sind nicht nur essenziell für die Realisierung von innovativen Technologien und Lösungen, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil der wirtschafts- und innovationspolitischen Agenda der Stadt. Standortnahe Rechenzentren sind insbesondere für Berliner Zukunft- und Innovationsstandorte von großer Bedeutung und tragen zur Attraktivität Berlins bei.
  • Rechenzentren sind ein zentraler Bestandteil der digitalen Landschaft Berlins. Diese Entwicklung ist eng mit der digitalen Transformation, dem Wachstum von Start-ups und der steigenden Bedeutung von KI-Lösungen und Cloud-Diensten verbunden.
  • Ein wesentlicher Vorteil von regionalen und lokalen Rechenzentren ist die Möglichkeit, niedrigere Latenzzeiten zu erreichen. Dies ist besonders wichtig für Anwendungen und Dienste, die eine schnelle Reaktionszeit erfordern, wie z.B. Echtzeit-Kommunikation oder Finanztransaktionen.
  • Die Datensouveränität und Datenhoheit sind in lokalen Rechenzentren besser gewährleistet. Daten, die innerhalb Berlins oder Deutschlands gespeichert werden, unterliegen den strengen deutschen Datenschutzgesetzen, was für viele Unternehmen und Organisationen von entscheidender Bedeutung ist. Lokale Rechenzentren bieten eine höhere Sicherheit, da sie physisch näher am Nutzer sind und somit weniger anfällig für externe Angriffe oder Störungen sind.
  • Die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit von Diensten kann durch lokale Rechenzentren verbessert werden. Bei Ausfällen oder Wartungsarbeiten können Daten schneller wiederhergestellt oder umgeleitet werden.
  • Die Flexibilität von lokalen Rechenzentren ermöglicht es Unternehmen, ihre IT-Infrastruktur nach Bedarf zu skalieren und anzupassen, ohne sich auf externe Anbieter verlassen zu müssen.

Status Rechenzentren in Berlin:

  • In Berlin bestehen mehr als 15 aktive Rechenzentrumsstandorte, von denen die überwiegende Zahl dieser Standorte über den BCIX (Berlin Commercial Internet Exchange e.V.)  als führender Internet Exchange in der Region Berlin/Brandenburg verbunden sind (Link).

Aktuelle Rechenzentrum-Vorhaben in Berlin:

  • ScaleUp Technologies und Penta-Infra in Berlin-Mahlsdorf: Erweiterung des Standortes mit innovativer Abwärmenutzung. Quelle
  • Maincubes plant „BER01“ in Schmargendorf auf dem ehemaligen Reemtsma-Gelände. Quelle
  • Prea baut in der Rhinstraße 139 im Bezirk Lichtenberg. Quelle
  • NTT erweitert seinen Standort im Marienpark. Quelle

Wirtschaftliche Bedeutung und Prognosen:

  • Laut einer Studie von JLL gibt es in Berlin ca. 15 kommerzielle Rechenzentren mit einer Gesamtleistung von rund 37 MW.
  • Eine weitere Studie von CUSHMAN & WAKEFIELD erwartet ein Wachstum der installierten RZ-Leistung in Berlin von 45 MW (2020) auf bis zu 199 MW bis 2024.
  • Die BITKOM-Studie sieht Berlin nach Frankfurt am Main als zweitwichtigsten RZ-Standort in Deutschland.

Energetische Aspekte: Stromversorgung und Abwärmenutzung:

  • Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren und die Integration in die städtische Energieversorgung. Beispiele aus Skandinavien, insbesondere Stockholm, zeigen erfolgreiche Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren für die Fernwärmeversorgung.
  • Wärmenetzbetreiber in Berlin spielen eine entscheidende Rolle bei der Integration der Abwärme aus Rechenzentren in das städtische Wärmenetz. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Rechenzentrumsbetreibern und Wärmenetzbetreibern ist erforderlich, um die Abwärme effizient zu nutzen und in das Fernwärmenetz einzuspeisen.
  • Bei der Wärmenetzplanung für Berlin sollte berücksichtigt werden, dass Rechenzentren potenzielle Quellen für Abwärme sind, die zur Beheizung von Gebäuden und zur Warmwasserversorgung genutzt werden können.
  • Die Stromnetz Berlin GmbH, als lokaler Netzbetreiber, steht vor der Herausforderung, eine zuverlässige und sichere Stromversorgung für alle Verbraucher auch mit dem Kontext steigender Bedarfe weitere Bereiche ( z. B. Lade-Infrastruktur oder Wärmepumpen), einschließlich Rechenzentren, sicherzustellen. Dies beinhaltet den Ausbau und die Wartung des Stromnetzes sowie die Schaffung der Voraussetzungen für die Integration erneuerbarer Energiequellen.
  • Für eine „grüne“ Stromversorgung von Rechenzentren sollten die Potentiale von Photovoltaik-Anlagen (PV) und Windenergieanlagen genutzt werden. Diese erneuerbaren Energiequellen reduzieren den CO2-Fußabdruck von Rechenzentren und tragen zu einer nachhaltigen Energieversorgung bei.
  • In Berlin gibt es verschiedene Beratungs- und Förderangebote für Unternehmen, die in erneuerbare Energien und Abwärmenutzung investieren möchten. Dies kann Rechenzentrumsbetreibern helfen, ihre Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten und von finanziellen Anreizen zu profitieren.

Ausblick/ Perspektiven:

  • Die Ansiedlung und Entwicklung von Rechenzentren weist zurzeit eine hohe Marktdynamik auf. Die Ansiedlung und Entwicklung von Rechenzentren ist auch deshalb ein wesentlicher Bestandteil der wirtschafts- und innovationspolitischen Agenda der Stadt auch im Hinblick auf den nationalen und internationalen Standortwettbewerb. Rechenzentren, in ihrer Vielfalt an Größen und Konfigurationen, sind integraler Bestandteil der digitalen Landschaft und ermöglichen die Realisierung von innovativen Technologien und Lösungen. Sie sind essenziell für die Stärkung der digitalen Infrastruktur und die Förderung der digitalen Transformation in der Stadt.
  • Berlin verfolgt den Ansatz, seine digitale Infrastruktur auch bei Rechenzentren vor allem den marktwirtschaftlich getragenen Ausbau zu stärken und so die Potenziale der digitalen Transformation optimal zu nutzen. Die Regierungspolitik 2023-2026 von Berlin betont die Notwendigkeit, geeignete Flächen für Rechenzentren bereitzustellen. Der Senat treibt Maßnahmen und Konzepte voran, um für Rechenzentren geeignete Flächen und Standorte zu identifizieren, die für Rechenzentren mit energetischer Synergie bei Abwärme genutzt werden können. Weiterhin sind die effiziente energetische Ausgestaltung, die Anforderung einer „grünen“ Stromversorgung und Herausforderung einer Strom-Netz- Anbindung, die technischen, regulatorischen und wirtschaftlichen Bedingungen sowie die Anforderungen aus Stadtentwicklungsperspektive wesentliche Aspekte, die bei der Auswahl und Entwicklung von Rechenzentrumsstandorten berücksichtigt werden müssen.
  • Die Gigabitstrategie des Landes Berlin, beschlossen im Juni 2021, ist ein ambitioniertes Vorhaben, das darauf abzielt, Berlin als führende Gigabit-Metropole in Deutschland zu positionieren und eine leistungsstarke digitale Infrastruktur in der gesamten Stadt zu etablieren. Diese Strategie sieht eine flächendeckende Gigabitanbindung, Glasfaserausbau und vollständige 5G-Netzabdeckung vor. Diese Strategie und die Ansiedlung und Entwicklung von Rechenzentren sind synergetisch miteinander verbunden: Rechenzentren sind die physischen Orte, an denen die digitale Informationsverarbeitung stattfindet und der Umschlag und Transfer des Internet- und Datenverkehrs (Peering) stattfindet. Rechenzentren sind somit eine wichtige und notwendige Grundlage für die Umsetzung der Gigabitstrategie.
  • Seit 2022 ist für die Förderpraxis der Förderung gewerblicher Investitionen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) klargestellt, dass auch im Falle der entgeltlichen Überlassung von Rechenzentren in Berlin nach einer Einzelfallbetrachtung das Vorhaben als förderfähig anerkannt wird, wenn infolge der weitergehenden Dienstleistungen und Tätigkeiten eine Wertschöpfung zu bejahen ist und darüber hinaus das Unternehmen eine besondere wirtschaftliche Bedeutung für Berlin hat und eine tragende Rolle in der IT-Infrastruktur Berlins spielt.

Fazit:

Die Bedeutung von Rechenzentren in Berlin kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie sind nicht nur ein zentraler Bestandteil der digitalen Transformation und Innovation, sondern auch ein entscheidender Faktor für das Wirtschaftswachstum und die Positionierung Berlins als führende Technologie- und Innovationsmetropole. Die energetischen, wirtschaftlichen und infrastrukturellen Aspekte von Rechenzentren müssen sorgfältig berücksichtigt und gesteuert werden, um die Vorteile voll auszuschöpfen und potenzielle Herausforderungen zu bewältigen. Es ist klar, dass die Zukunft Berlins eng mit der Entwicklung seiner Rechenzentren verbunden ist. Ich lade Sie herzlich ein, mit mir in den Dialog zu treten und gemeinsam über die weitergehenden Möglichkeiten und Perspektiven für Rechenzentren in Berlin zu diskutieren. Ihre Meinung und Ihr Input sind wertvoll, um Berlin als führenden Standort für digitale Innovation weiter voranzubringen.

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